Page 42 - zza_07_08_2024
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zza.spezial
Sofortige Effekte sind immer die, wo man Rabatte gibt, um zum Beispiel im Rahmen einer speziellen Kampagne für einen begrenzten Zeitraum mit günstigen Preisen in den Preis- Suchmaschinen aufzutauchen. Bei ei- nem ansprechenden Produkt kann ich so schnell Erstkunden bekommen. Das Problem ist aber, dass das in der Regel nicht die treuen Kunden sind. Deshalb warne ich eigentlich davor, solche günstigen Sachen zu machen. Man braucht stattdessen eine Strategie da- hinter, um die Kunden auch zu halten. Zumindest muss ich den Kunden die Zustimmung abluchsen, ihnen einen Newsletter zuschicken zu dürfen. Das bedeutet zwar Aufwand, aber ich bekomme so zumindest die Chance, einen zweiten oder dritten Verkauf zu machen.
Wie können stationäre Zoofach- händler ihre Kundenbindung durch digitale Strategien verbessern?
Es ist gar nicht mehr so aufwändig, personalisiert zu agieren. Mich wun-
dert es, dass viele das gar nicht machen. Man kann zum Beispiel abfragen, wie die Hunde heißen und wann sie Geburtstag haben. Zu diesem Geburtstag macht man dann ein besonderes Angebot. Das ist sehr personalisiert und der Kunde freut sich darüber. Alles, was ich dafür brauche, ist eine Kundendatenbank, notfalls in Excel. Ich kann heute auch mit vielen Plug-ins in gängiger Shop-Software eine Personalisierung betreiben.
Welche Technologien und Trends sehen Sie als besonders einflussreich für die Zukunft
des Onlinehandels in der Heimtierbranche?
Ich kann jetzt natürlich die üblichen Schlagworte nennen wie Künstliche Intelligenz. Ich glaube auch tatsäch- lich, dass das eine Menge bringen wird, aber ich sehe es auch als eine gewisse Gefahr, weil die Künstliche Intelligenz nicht mehr die hohe Expertise des Zoofachhändlers benötigt. Ich kann
ChatGPT fragen, wie ich mein Tier kämmen soll, und bekomme einen Fachtext dazu. Diese Expertise oder Scheinexpertise ist für alle einfacher zu bekommen. Ich glaube nach wie vor, dass Tierhalter digitale Geräte weiter nutzen und hier noch viele Tools kom- men, die die Werkzeugfunktion eines Smartphones noch stärker einsetzen – zum Beispiel für den Fall, dass ich mich für ein bestimmtes Produkt für mein Tier interessiere, aber die Größe nicht kenne. Ein weiteres Beispiel aus einer anderen Branche: Noch vor zehn Jahren war es extrem teuer, eine Ähnlichkeitssuche anzubieten, etwa wenn ein Kunde einen Sessel fotogra- fiert hat und nach einem ähnlichen sucht. Heute ist das eine Funktio - nalität, die es quasi aus der Steckdose gibt. Die bringen viele der Shop- Softwares schon mit, weil der Preis der Algorithmen für eine solche Suche runtergeht. Derartige Technologien werden auch für kleine und mittlere Händler zugängiger.
Dominic Heitz
 zza. 7-8/2024























































































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