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 Bei diesen Zahlen muss man jedoch von Mindestwerten ausgehen, denn nicht jeder Diebstahl wird bei den Behörden angezeigt. Aus dem durch- schnittlichen Schaden aller angezeig- ten Diebstähle und dem per Inventur festgestellten Warenschwund im Han- del ergibt sich laut EHI, dass jährlich rund 24 Millionen Ladendiebstähle im Wert von je 117 Euro zunächst unent- deckt bleiben. Das entspricht rund 100.000 Diebstählen pro Verkaufstag.
Das EHI Retail Institute beziffert den Schaden für den Handel wie folgt: Insgesamt seien die Inventurdifferen- zen um fast fünf Prozent gestiegen und lagen 2023 bei rund 4,8 Milliarden Euro. Mit 4,1 Milliarden Euro entstehe der Löwenanteil dieser Differenzen durch Diebstähle, zuvorderst von Kunden, aber auch vom eigenen Per- sonal oder dem Personal von Liefer- anten und Serviceunternehmen.
Der betriebswirtschaftliche Schaden für die Unternehmen liegt auf der Hand. Insbesondere der organisierte und gewerbsmäßige Ladendiebstahl haben dem Einzelhandel in den letzten Jahren zum Teil schmerzliche Verluste be- schert. Aber auch der Fiskus leidet mit. 560 Millionen Euro an Umsatzsteuer entgingen dem Staat, so das Institut.
Vor allem im Lebensmitteleinzel- handel, in Drogeriemärkten und im Bekleidungshandel sind laut EHI die prozentualen Inventurdifferenzen gestiegen. „Wie es im Zoofachhandel aussieht, wissen wir nicht genau, weil keine kumulierten Zahlen existieren“, sagt Hans Günter Lemke, der seit Jah- ren den Handel auch zum Thema Dieb- stahl und Inventurdifferenzen berät. Lemke hat auch Kunden in der Zoo- fachhandelsbranche.
Der Berater schätzt, dass im Zoo- fachhandel jährlich Inventurdifferen - zen zwischen einem halben und einem Prozent vom Nettoumsatz auflaufen. Auch hier macht er hauptsächlich Ladendiebstähle für diese Schäden verantwortlich. Zwar seien die Diffe- renzen zwischen Soll und Ist in vielen Fällen nicht existenzbedrohend für die einzelnen Unternehmen der Zoofach- branche, aber sie bleiben mindestens
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ärgerlich. Lemke hält sie zudem auch für vermeidbar.
Ein kleiner Teil mag auf die in der Branche zum Teil noch eingesetzten schwächeren Warenwirtschaftssys- teme zurückzuführen sein und fällt so- mit unter organisatorische Fehler, so der Unternehmensberater. Der weitaus größere Anteil jedoch kommt von den langen Fingern der Kunden. Gestohlen werde vor allem Zubehör, Nahrung eher weniger. Eine beliebte Masche sei der sogenannte Zupacktrick, so Lemke. Ein Kunde versteckt ein kleine- res Produkt in einem größeren. Fliegt er auf, handelt es sich dann um ein Versehen.
Durch die Inflation sei der Anreiz noch größer geworden, Dinge im Handel einfach einzustecken, ohne sie bezahlen zu wollen. Auch für den Zoo- fachhandel sei daher die Aufklärung der Mitarbeiter wichtig. „Eine Schu- lung einmal im Jahr wäre optimal“, so Lemke. Solche Maßnahmen oder auch das Anschaffen passender Technik seien häufig günstiger, als die Inven- turdifferenzen buchhalterisch ausglei- chen zu müssen.
Lemke gibt drei Tipps, um dem Dieb- stahl entgegenzutreten: Mitarbeiter- schulung, Ladengestaltung und Tech- nik. Bei den Mitarbeitern sei besonders das Personal an den Kassen gefragt. Hier sollte gründlich kontrolliert wer-
den. Die Männer und Frauen an der Kasse sollten die gängigen Tricks der Diebe kennen und wissen, wo sie genau hinschauen müssen.
Hinschauen ist auch das Stichwort bei der Gestaltung der Fläche. Solche Artikel, die gern gestohlen werden, könnten beispielsweise in der Nähe der Kassen aufgebaut werden, damit Kassierer sie immer im Blick haben. Ansonsten sollte darauf geachtet wer- den, dass alle Bereiche des Geschäftes gut ausgeleuchtet sind. „Licht ist eine Hemmschwelle“, sagt Lemke.
Und schließlich kann der Händler auch in Technik investieren. Ein Moni- tor mit Kamera im Eingangsbereich zeige den Kunden beispielsweise schon beim Betreten des Ladens, dass dort genau hingeschaut wird. Kameras oder auch Kamera-Attrappen an neu- ralgischen Punkte schrecken Diebe ebenso ab. Besonders gefährdete Arti- kel schließlich können durch geklebte Etiketten und Antennen im Ausgangs- bereich gesichert werden.
Mit einer guten Mischung aus diesen drei Faktoren lasse sich das Risiko wirkungsvoll eindämmen. „Viele Unternehmen verlassen sich zu sehr auf die Technik“, sagt Hans Günter Lemke. Das allerdings sei häufig nicht ausreichend. Die Zahlen der Polizei und des EHI Retail Institutes bestäti-
gen das.
Dominic Heitz
BETRIEBSFÜHRUNG 53
  Zur Person
Hans Günter Lemke ist seit 1998 als selbständiger Trainer, Buchautor und Handelsberater tätig. Zu seinen Kunden gehören namhafte Unter- nehmen im Einzelhandel und der Konsumgüterindustrie. In seinem neuesten Fachbuch „Erfolgreiche Diebstahlvorbeugung und Inventur- sicherung“ vermittelt er Basiswis- sen für die tägliche Praxis. (ISBN: 978-3-754-10398-2, 144 Seiten Ta- schenbuch, 16,99 Euro)
  















































































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