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AUSTRIA-INFO 57
„Momentan gehen die Geschäfte schlecht!“
Gerne besuche ich die Betriebe des österreichischen Zoofachhandels. Weniger gerne höre ich die Klagen über wirtschaftliche Einbrüche oder Notlagen. In allen Wirt- schaftszweigen und Branchen wird derzeit gejammert – Umsatzrückgänge, Mitarbeitermangel, überbordende Büro- kratie und so weiter.
In den letzten Jahrzehnten gab es oftmals schlechte Jahre, jedoch konnte der Zoofachhandel immer überdurch- schnittlich gut performen. Manchmal konnten wir sogar antizyklisch mit Zuwächsen in den Krisen aufwarten. Das war auch nicht verwunderlich, denn unsere Heimtiere erfreuen sich hoher Beliebtheit, sie etablierten sich im Familienverbund und es war augenscheinlich, dass bei den Kindern und bei den Heimtieren der Sparstift immer zuletzt angesetzt wurde.
Diese Ausnahmestellung können wir aber diesmal schwer behaupten. Es gab und gibt Krisen, die wir zu bewältigen haben: Eine Pandemie mit Lockdowns beziehungsweise der Krieg in Europa und ebenso im Nahen Osten fordern uns. Hohe Inflationsraten und schlechte Wirtschaftsaussichten führen zu Unmut und Unsicherheit – das beeinflusst das Konsumverhalten negativ.
Wenngleich es in einem globalisierten Handel sicher nicht leichter geworden ist, so kann mit Sicherheit gesagt werden, dass es nicht allen Marktteilnehmern einer Branche schlecht geht.
Es gibt immer einzelne Unternehmer, die bessere Ergeb- nisse einfahren. Sie reagieren schneller und sind innovativ. Schnelligkeit und Anpassungsfähigkeit an veränderte Wirt- schafts- und Lebenslagen sind die Zauberwörter für Erfolg im Handel. Beobachten wir diese Unternehmer und nutzen, kopieren oder verbessern wir deren Vorgehensweise.
Man muss Trends schnell erkennen, das Ohr am Kunden haben und offen für Neues sein. Entwicklungen aus der Human-Ernährung sollten beispielsweise genau beobachtet werden. Regionale, nachhaltige und hochwertige oder Bio-Produkte müssen geschickt in das Kernsortiment einge- fügt werden. Immer sollten wir unseren Standort und unsere Klientel berücksichtigen.
Eine individuelle Balance zwischen Food- und Non-Food- Artikeln ist wichtig. Beim Tierfutter ist insbesondere auf die Ertragssituation von Hauptfutter, Snacks und Ergänzungs- futter Augenmerk zu legen. Niemals dürfen wir unsere Kernkompetenz und unsere unvergleichbaren Assets am Markt vergessen.
Betrieblich schlechtere Zeiten geben uns manchmal Zeit, unsere Firmenphilosophie zu überdenken und nachzujustie- ren: Muss ich renovieren? Sollte ich den Standort wechseln? Ist mein Marktauftritt konkurrenzfähig, was Reinlichkeit, Mitarbeiterkompetenz und Sortiment betrifft? Sollte ich nicht doch zu einem Einkaufsverbund? Sollte ich nicht mehr Service und Dienstleistung integrieren, wie zum Beispiel Tierpension, Hundefriseur, Tiertrainer und so weiter? Sollte ich meinen Webauftritt verbessern? Ist Omnichannel für meine Betriebsstruktur überhaupt passend?
Innovation und Mut sind gefragt! Die Interzoo hat uns viele neue Ideen und Impulse gebracht. Wir sollten einiges umsetzen. Suchen wir uns verlässliche neue Handelspart- ner oder entwickeln wir Erfolgsmodelle mit unseren lang- jährigen Zulieferern.
Verbessern wir unseren Marktauftritt durch Kunden - bindung, gezieltes Marketing und neue Produktsegmente. Verbessern wir unser Image durch Weiterbildung, zum Beispiel mit tierschutzgeschulten Verkäufern und einem hohen Beratungsniveau am POS.
Achten wir auf ein positives Betriebsklima und geben unsere Zuversicht an unsere Kunden weiter, dann braucht uns weder um die Zukunft unserer Betriebe, noch um die
Weiterentwicklung der Heimtierbran- che bange zu sein.
Ich freue mich bei den nächs- ten Unternehmensbesuchen die Außergewöhnlichkeit jedes einzel-
nen Betriebes genießen. Viel Erfolg!
Andreas Popper
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KONTAKT
Wirtschaftskammer Wien, Andreas Popper, Vorsitzender des Österreichischen Zoofachhandels Straße der Wiener Wirtschaft 1, A – 1020 Wien Telefon: +43 1 51450 – 3224, Fax: +43 1 51450 - 93210 E-Mail: allgemeiner-handel@wkw.at